… und dennoch fehlt sie oft

Emotionale Intelligenz. Erinnern Sie sich auch noch? Als das Buch Mitte der 90er Jahre herauskam, hatte jeder wenigstens davon gehört. Alle wußten – zumindest grob – worum es ging. Emotionale Intelligenz schien das Schlüsselwort für alles was in hierarchisch aufgebauten Einrichtungen schief läuft. Bekannt gemacht hat den Begriff und alles was dahinter steht der amerikanische Autor Daniel Goleman. Es blieb sein Thema seit er 1990 durch einen Artikel in der New York Times darauf aufmerksam wurde.

Eingeführt wurde der Begriff von zwei US-amerikanische Psychologen: John D. Mayer und Peter Salovey. Der Grundgedanke allerdings ist älter und wurde schon in den 1920er Jahren von Edward Lee Thorndike und David Wechsler formuliert. Damals noch als soziale Intelligenz.

Kurz gefasst besagen beide Ideen: nur mit kognitiver Intelligenz ist kein erfolgreiches Leben möglich – weder beruflich noch privat. Das war einerseits ein Schlag für alle, die Wissenserwerb mit Erfolg gleichsetzten. Aber es war eine Erleichterung für diejenigen, die an diese Fokussierung nicht glaubten. Endlich hatten sie die Wissenschaft auf ihrer Seite.

Kein Erfolg ohne soziale Intelligenz

Wem es an sozialer/emotionaler Intelligenz mangelt, muss irgendwann scheitern, weil wir es immer auch mit anderen Menschen zu tun haben. Können wir die nicht „lesen“, nützt uns all unser erlerntes Wissen nichts. Es ist, als schöbe sich eine Wand zwischen uns und die anderen. Wir können die besten Absichten haben, eventuell sogar die gleichen Ziele. Aber wenn es uns nicht gelingt, die Gefühle des anderen richtig wahrzunehmen, kann uns auch unsere rationale Intelligenz nicht helfen. Damit wir uns empathisch in andere hineinversetzen können, müssen wir uns erst über unsere eigenen Gefühle im Klaren sein. Es ist paradox – und auch erschütternd – aber den Menschen, dem wir am nächsten sind, wollen wir oft am wenigsten kennenlernen: uns selbst. Da wird verdrängt, überspielt und kompensiert als wäre es uns in die Wiege gelegt. Ist es aber nicht.

Es ist unsere zweite Natur. Aber eben nicht unsere erste. Warum?

Wir lernen es nicht.

Wir lernen den Umgang mit unseren Gefühlen nicht.

Wir lernen die Umgang mit den Gefühlen anderer nicht.

Interessierte Eltern, die selbst auch lernwillig sind, können ihren Kindern alles mitgeben, was sie dazu brauchen. Aber in der Schule? Der Ort, an dem das ständige Zusammensein in einer Gruppe eine ideale Voraussetzung wäre? Der Ort, wo wir unsere Kinder bereit für das Leben machen wollen? Der Ort, wo man allen Kindern fast nebenbei einen Wertekanon mitgeben könnte? Wo bliebe da die Effizienz? Im Medizinstudium, wo die Empathie entscheidend für das Ärzte-Patienten-Verhältnis ist? Reine Zeitverschwendung. Wem diese Facette wichtig ist, der wird alleingelassen. Entweder man bringt es von selbst mit, kümmert sich nebenbei um das Know-How oder kommt halt ohne Empathie aus. Früher gab es mal den Begriff „Herzensbildung“. Da steckt schon drin, dass man auch das Herz bilden kann.

Nur da, wo es um wirtschaftliche Effizienz geht, hat man die Wirksamkeit emotionaler Intelligenz wirklich wahrgenommen. Schulungen für Manager und Führungskräfte zum Thema gibt es ausreichend. (Sie erinnern sich: in der Schule wird aus Effizienzgründen darauf verzichtet. Absurd, oder?)

Naja, ich schweife ab…..

Emotionale Intelligenz ist erlernbar

Zurück zum Thema: wer empathisch auf andere zugehen möchte, muss sich selbst kennenlernen und sich selbst empathisch begegenen. Das kann eine vertrackte Angelegenheit sein, aber man kann das erlernen. Auch diese Erkenntnis war damals ein Lichtblick: sogar Empathie ist erlernbar. Als Grundaussattung benötigen wir dafür nicht viel: den Wunsch zu lernen und die Aufmerksamkeit für uns und andere. Den theoretischen Unterbau und das Handwerkszeug kann man sich aneignen. Wie z.B. eben in Schulungen für Manager und Führungskräfte.

Daniel Goleman ist inzwischen unbestritten ein Experte auf dem Gebiet der emotionalen Intelligenz. In einer fünfteiligen Reihe können Sie hier in den nächsten Wochen lesen, was er zum Thema „Emotionale Intelligenz bei Führungskräften“ zu sagen hat. Los geht es nächste Woche mit der Frage, welchen konkreten Einfluß Empathie auf das Führungsverhalten hat.

Inzwischen empfehle ich Ihnen folgende Artikel und Webseiten:

Daniel Goleman

So erkennen Sie emotional intelligente Menschen

Testen Sie Ihre emotionale Intelligenz

Was bringt emotionale Intelligenz

 

 

 

Prof. (op) Göran Askeljung, BcEE – ist Geschäftsführer und Senior Trainer bei Askeljung Associates und immediate effects Ltd., Certified Facilitator und Partner von Consensus in NY, und Leitet Consensus Österreich und Deutschland. Er ist Vorstandsmitglied in der Schwedischen Handelskammer in Österreich und Mitglied des Beirats von WdF. Er war früher u.a. als Managing Director von Microsoft MSN in Österreich und Geschäftsbereichsleiter von Ericsson Data CEE in Wien tätig.

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