Vom unproduktiven Umgang mit Fehlern Angst vor Fehlern

Fehler vermeidet man, indem man Erfahrung sammelt. Erfahrung sammelt man, indem man Fehler macht. – Laurence Johnston Peter

Wir brauchen Fehler – ohne sie keine Entwicklung – wir säßen noch auf den Bäumen, das Rad wäre noch nicht erfunden. Aber warum tun wir uns so schwer mit Fehlern? Angst vor Fehlern

Die Angst vor Fehlern ist angezogen

Wenn wir auf die Welt kommen, haben wir noch keine Idee davon, was „Fehler“ überhaupt bedeutet. Wir probieren aus und üben – solange, bis uns das gelingt, was wir erreichen wollen.

In der Schule geht es dann schnell um richtig und falsch. Wir bekommen beigebracht, dass es nicht wichtig ist, überhaupt etwas zu machen oder zu sagen. Statt dessen werden wir danach bewertet, ob wir die richtigen Antworten geben. Was richtig ist, bestimmt der Lehrer oder die Lehrerin. Das lähmt uns in unserem Tun. Wir beginnen zu überlegen, ob wir überhaupt etwas probieren sollen. Denn es besteht ja die Möglichkeit, dass wir uns lächerlich machen.

Dieses Denken nehmen wir mit. Wir arbeiten mit angezogener Bremse. Wie viele Ideen ungeboren bleiben, weil wir uns vor Fehlern fürchten, können wir gar nicht ermessen. Angst vor Fehlern

Innovationsbremse Fehlervermeidung

Viele Unternehmen erkennen inzwischen, dass es essentiell ist, Fehler zuzulassen. Im Idealfall streichen sie das Konzept von Richtig von Falsch ganz. Denn was wir eigentlich tun, wenn wir arbeiten und Ideen entwickeln ist, günstige oder ungünstige Entscheidungen zu treffen. Ob eine Entscheidung günstig oder ungünstig war, wissen wir meist erst im Nachhinein. Außer natürlich, wir verlassen uns immer nur auf bewährte Strategien. Was das für den Innovationsreichtum eines Unternehmens oder eines ganzen Landes bedeutet, liegt wohl auf der Hand.

Wie immer ist es aber mit einer reinen Laissez-Faire-Haltung nicht getan. Die bleibt dann doch den Kindern vorbehalten. Denn selbstverständlich gibt es haufenweise Situationen, in denen kein Fehler passieren darf: im OP, im Cockpit, im Straßenverkehr. Hier können Fehler Leben und Geld kosten. Im Cockpit aber z.B. ist es Usus, den anderen lediglich auf einen Fehler kurz hinzuweisen. Das wird mit einem „Danke“ quittiert und das Thema ist erledigt.

Es gilt also zunächst, diejenigen Arbeitsfelder zu erkennen, in denen im Unternehmen Fehler willkommen oder zumindest als Teil des Prozesses akzeptiert werden: in der Produktentwicklung oder im kreativen Bereich. Hier kommt die Angst vor Fehlern einem Denkverbot gleich. Angst vor Fehlern

Keine Lust zu gründen

Die ängstliche Vermeidung von Fehlern und die Furcht Verantwortung zu übernehmen, macht sich in der Gründungsunlust bemerkbar. Österreich liegt laut dem Amway Global Entrepreneurship Report von 44 untersuchten Ländern auf Platz 38.

Der Global Entrepreneurship Monitor kommt in seinem Global Report 2015/2016 zu den gleichen Erkenntnissen. Angst vor Fehlern

 Schuldzuweisungen und Ablehnung der Verantwortung

Fehler zu negieren, nicht zuzulassen und die Handelnden abzuwerten, führt ganz schnell in eine paradoxe Situation:

  • der Fehler darf nicht sein →
  • also kann man ihn nicht zugeben →
  • so wird Verantwortung abgeschoben →

es besteht keine Möglichkeit zur Korrektur und für die Zukunft daraus zu lernen.

Die gegenseitigen Schuldzuweisungen, wenn etwas daneben gegangen ist, gehören zum Berufsalltag. Es entstehen Fronten, die zu schließen sehr viel Zeit und Energie kosten. Manchmal gelingt das nur noch mit der Beratung von außen.

Schlechte Erfahrungen mit der Reaktion des Umfelds führen sehr schnell in die Passivität. Zumal es für viele Vorgesetzte leider immer noch ein Freibrief für einen cholerischen Ausfall bedeutet (was im Übrigen ein wirklicher Fehler ist, weil er mit Vorsatz passiert). Lieber also ein Problem gar nicht anpacken, als sich nochmal angreifbar machen. Das kann nicht im Sinne eines Unternehmens sein.

Eine weitere nicht unerhebliche Folge der Panik vor Fehlern, ist die Vertuschung. Die beiden deutschen Großprojekte Berliner Flughafen und die Hamburger Elbphilharmonie sind prägnante Beispiele dafür, wohin Vertuschung und Schuldverteilung führen. Lustig ist das nur im Kabarett.

Veränderung der Fehlerkultur braucht Ausdauer

Die Angst vor Fehlern kann fatale Folgen haben. Immer wieder begründen Augenzeugen eines Unfalls ihre Untätigkeit damit, sie hätten Angst gehabt, etwas falsch zu machen. Es steckt also hartnäckig in uns – die Furcht vor dem Scheitern. Unternehmen, die sich aufmachen, ein positives Fehlerverständnis zu etablieren, werden sicher auch auf einigen Widerstand treffen. Bis genug Vertrauen vorhanden ist, bedarf es einiger Arbeit.

Im nächsten Teil unserer Serie erfahren Sie, wie es trotzdem gelingen kann.

Prof. (op) Göran Askeljung, BcEE – ist Geschäftsführer und Senior Trainer bei Askeljung Associates und immediate effects Ltd., Certified Facilitator und Partner von Consensus in NY, und Leitet Consensus Österreich und Deutschland. Er ist Vorstandsmitglied in der Schwedischen Handelskammer in Österreich und Mitglied des Beirats von WdF. Er war früher u.a. als Managing Director von Microsoft MSN in Österreich und Geschäftsbereichsleiter von Ericsson Data CEE in Wien tätig.

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