• Mediation

Teamwork organisieren stärkt die Motivation

Bloß nicht zuviel Teamwork!

 Ja, es kann zuviel Teamwork geben. Fragen Sie mal im Kollegenkreis. Sie werden Kollegen finden die nach einem ersten Erstaunen zugeben, dass sie unter den Anforderungen der Teamarbeit leiden. In dem Maß, in dem diese Kollegen und Kolleginnen leiden, profitieren andere. Denn genau darin liegt die Kunst guten Teamworks: die Ausgewogenheit von Geben und Nehmen. Und genau das gelingt nicht überall.

Unterscheiden Sie Input von Input

Um zu verstehen, warum Teamarbeit zuviel werden kann und wie man eine gute Balance erreicht, muss man drei Arten von Input unterscheiden:

  1. Informationen: Wissen und Fähigkeiten werden geteilt
  2. Soziale Ressourcen: Teammeetings organisieren und vorantreiben, an Deadlines erinnern, als Schnittstelle fungieren, Anfragen an die richtigen Stellen weiterleiten
  3. Persönliche Ressourcen: die eigene Zeit und Energie wird zur Verfügung gestellt.

Die persönlichen Ressourcen sind selbstverständlich immer Teil der anderen beiden Bereiche. Der große Unterschied ist, dass sie begrenzt sind und einseitig. Wenn ich also z.B. Informationen zusammenstelle und weitergebe, dann bin ich auch selbst im Besitz dieser Informationen. Die Zeit und Energie die ich dafür aufbringe, fehlt mir aber woanders.

Gerade der persönliche Aufwand sollte genau unter die Lupe genommen werden. Muss wirklich eine Besprechung einberufen werden, oder kann man den Sachverhalt auch zeitsparender klären? Kann wirklich nur Kollegin A die Informationen rausfinden, oder kann ich das nicht auch selbst? Muss meine Vorgesetzte wirklich den ganzen Bericht lesen, oder genügt eine Zusammenfassung? Teamwork organisieren

Konsequenzen für das Unternehmen

In den meisten Fällen werden die produktivsten 20-35% der Inputs von gerade mal 2-5% der Teammitglieder erbracht. Dieses Ungleichgewicht führt bei den betreffenden Personen zu

  • großer Arbeitsunzufriedenheit
  • einer geringeren Bindung an das Unternehmen

Was passiert, wenn Helfertypen überbeansprucht werden, bringt für die Unternehmen große Probleme mit sich. Sie

  • gehen in die innere Emigration und stecken sogar Kollegen mit ihrer Motivationslosigkeit an.
  • verlassen das Unternehmen. Damit verliert das Unternehmen nicht nur Wissen und Know-How, sondern auch eine kompetente Schnittstelle. Denn Helfertypen sind meist sehr gute Networker. Sie wissen, wo die Fäden zusammenlaufen. Zudem sind sie bereit Informationen zu teilen. Sie warten nicht auf einen geeigneten Zeitpunkt, an dem sie selbst mit der Information glänzen können – sie haben grundsätzlich das Ganze im Blick. Diese Arbeitseinstellung darf kein Unternehmen unterschätzen.

Darunter leiden Helfertypen

Wer sich einmal als hilfsbereites und zuverlässiges Teammitglied etabliert hat, läuft Gefahr ständig um Hilfe gebeten zu werden. Der Wunsch zu helfen kann soweit führen, dass ein einzelnes Teammitglied mehr zum Ergebnis beiträgt, als alle anderen zusammen.

Außerdem werden diese Kollegen, oft ohne offiziellen Auftrag, zum Motor. Solange sie nicht tätig werden, tragen auch alle anderen nichts bei. Die Verantwortung wird unausgesprochen an diese Helfertypen übertragen. Der Rest des Teams verharrt in der Warteposition und treibt selbst nichts voran. Wenn Sie Teamwork organisieren, fühlen sich alle gleichermaßen in der Verantwortung.

Helfertypen sind zudem selten Menschen, die sich gerne in den Vordergrund drängen. Sie tragen viel zum Ergebnis bei, bekommen aber häufig nicht die Anerkennung, die ihnen zusteht. Weil die Verteilung der Arbeit nicht dokumentiert wird, wissen die Vorgesetzen oft gar nicht, wer was zum gemeinsamen Ziel beigetragen hat.

„Nein“ zu sagen fällt diesen Menschen enorm schwer und so wächst die Menge der Anfragen, die sie für andere bearbeiten. Die eigene Arbeit bleibt liegen. Der Druck wächst.

Zuviel Teamarbeit kann auch den motiviertesten Mitarbeiter bremsen .

Teamwork organisieren: so geht’s

Wir haben gesehen, dass Teamarbeit dann zur Belastung wird, wenn sie ungebremst ausufert. Im ersten Schritt ist es also unerlässlich, die Arbeitsabläufe transparent zu machen und die Helfertypen zu identifizieren. Teamwork organisieren

Machen Sie die Arbeitsabläufe transparent

  1. Organisieren Sie Meetings straffer. Viele Meetings werden ohne Agenda abgehalten. Notieren Sie genau, wer welche Aufgaben übernommen hat, wieviel Zeit sie in Anspruch nehmen wird und bis wann sie erledigt werden soll. Bleiben Sie in diesen Punkten auf dem Laufenden.
  2. Bitten Sie Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für einen bestimmten Zeitraum zu dokumentieren, wie und in welcher Weise sie wem zuarbeiten, mit Informationen weiterhelfen etc.
  3. Bitten Sie als Vorgesetzte Ihre Mitarbeiter um Zeitaufzeichnungen: wieviel Zeit wird in Meetings und wieviel Zeit am eigenen Arbeitsplatz verbracht. Wer überproportional viel Zeit in Besprechungen verbringt, kann wenig voranbringen.
  4. Nehmen Sie regelmäßig wiederkehrende Besprechungen genau unter die Lupe. Viele dieser Treffen dienen eher dem Aufrechterhalten einer Gewohnheit. Überlegen Sie, diese Meetings einfach mal für einen Monat auszusetzen. Danach kann die Sinnhaftigkeit neu evaluiert werden.

Stellen Sie Teamhelden ins Rampenlicht

  1. Wenn Sie glauben, jemand ist durch Teamarbeit überbeansprucht, sprechen Sie ihn oder sie offen an. Ermutigen Sie die Person, auch mal „nein“ zu sagen.
  2. Zeigen Sie Ihre Anerkennung. Lassen Sie Teamhelden – und auch die anderen Teammitglieder – wissen, dass Sie genau sehen, wer was zum gemeinsamen Gelingen beiträgt. Bringen Sie die stille Arbeit im Hintergrund nach vorne.

Trauen Sie sich was

Im deutschsprachigen Raum herrscht noch oft eine sehr ängstliche Firmenkultur. Dann wird viel Zeit und Energie in Kontrolle investiert.

  1. Überlegen Sie, welche Entscheidungskompetenzen Sie abgeben können, bzw. ob Sie Entscheidungskompetenzen eines Mitarbeiters auf mehrere verteilen können.
  2. Überlegen Sie, wo Sie Ihre Mitarbeiter ermutigen und befähigen können, mehr Eigenverantwortung und Entscheidungsfreiheit auszuüben.

Wahrnehmung der Frauen

Und zum guten Schluss dürfen Sie raten. Wer ist eher davon betroffen, zu viel in Teamarbeit zu investieren und darunter zu leiden: Frauen oder Männer?

Richtig, es sind die Frauen. Nicht nur sind sie schneller bereit zu helfen, sie wenden auch mehr Zeit und Energie auf. In der Wahrnehmung wird aber ein Mann, der länger in der Arbeit bleibt um zu helfen, positiver bewertet als eine Frau. Diesen Filter haben sicher viele von uns (auch Frauen). Vorgesetzte sollten sich dessen besonders bewusst sein.

Prof. (op) Göran Askeljung, BcEE – ist Geschäftsführer und Senior Trainer bei Askeljung Associates und immediate effects Ltd., Certified Facilitator und Partner von Consensus in NY, und Leitet Consensus Österreich und Deutschland. Er ist Vorstandsmitglied in der Schwedischen Handelskammer in Österreich und Mitglied des Beirats von WdF. Er war früher u.a. als Managing Director von Microsoft MSN in Österreich und Geschäftsbereichsleiter von Ericsson Data CEE in Wien tätig.

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Von |23. März 2017|Kategorien: Teamwork|Tags: , |0 Kommentare

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